Dienstag, 8. Juli 2008

Kunstmarkt, oder warum Hunde keine Paella essen

Wo Paella ist, ist Leben.

Links im Bild ist der Hund.

Künstler, Ponys und Sensationen

Wie avisiert schildere ich heute dem geschätzten Leserkreis meine höchst subjektiven Eindrücke als Teilnehmerin am Kunstmarkt KUNST AM MAIN, dem ersten kuratierten Kunstmarkt in Frankfurt Höchst am vergangenen Wochenende.

Schon bin ich beim Stichwort "kuratiert". Lickypedia sagt: "Der Kurator gestaltet Ausstellungen und/oder betreut Sammlungen." Ja, eine Sammlung von Werken, Stilen und Genres -  so möchte ich die Ausstellung am Höchster Mainufer nennen.

Kunst war in meinen Augen nur an einigen wenigen Ständen zu sehen: 

Altmeisterlich gemalte Ölbilder von Hansmartin Petzel,  die alle ein perfekt gesetztes Licht und einen uniken, lebendigen Pinselstrich aufwiesen. Obwohl seine eher lieblich, romantisch anmutenden Motive nicht so meinen Geschmack treffen, hat dieser zu allem Überfluss auch noch sehr sympatisch wirkende Maler absolutes Potential. Wenn jetzt noch eine individuelle Thematik bzw. inhaltliche Aussage in seinen Arbeiten hinzu käme, wäre dies das Optimum. 

Oder die Aquarelle einige Stände neben dran. Leider habe ich mir den Namen der Künstlerin nicht gemerkt. Ihre Werke zeugen von einer perfekten Beherrschung der Technik, und sie kann zeichnen. Jawoll, Sie haben richtig gelesen, richtig zeichnen. Die Proportionen, die Persepktive, alles hat gestimmt. Ihre groß- und kleinformatigen Aquarelle aus einem Motivkreis von Stilleben, Portraits und Landschaften haben mich begeistert.

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Die Aufzählung von Arbeiten, die m. E. eher auf einen KunstHANDwerkermarkt gehören, erspare ich lieber Ihnen und mir. Aber die mit Pailletten und Perlen verzierten Totenköpfe einer mir unbekannten Erschafferin mit ihrem Stand direkt an der Mainuferlinie sollen dennoch nicht ohne Erwähnung bleiben. Oder was hat das Tatoostudio, welches Schablonentatoos via Airbrush live vor Ort anbot, mit Kunst zu tun? Nun denn, über Kunst ließe sich endlos reden. Ich lasse es lieber, und wende mich den essentiellen Dingen des Lebens zu.

Essen, trinken, Sex und überleben

Die Versorgung mit Essen und Getränken war gesichert. Im Trubel des zeitgleich stattfindenden Höchster Schlossfestes war die Altstadt gepflastert mit Essens- und Getränkeständen, und auch die Strandbar am Mainufer bot kulinarische Hochgenüsse in Form von verkohlten Bratwürstchen, Steaks und Flammkuchen. Start frequentiert - auch von mir - wurde der Stand der Spanischen Gemeinde mit Paella, Sangria und spanischem Bier. Viva Espana! Me ha gustado mucho este Paella! Gracias y mis complimentos zur gewonnenen EM!

Sex. Nun ja, dafür war direkt keine Zeit bei den Besucherströmen. Aber Betti und ich haben eine uralte Marketingstrategie wieder eimal aufleben lassen: Langweilig anmutende, brave Ölbilder wurden von uns direkt vor Ort auf der Rückseite mit sexy Pornobildchen aufgewertet. Zwischendurch habe ich in Marktschreier-Manier Ausrufe à la Tourettesyndrom von mir gegeben wie "Porno! Ficken! Boa, ist dat versaut!" Besonderer Beliebtheit erfreute sich das "Zitronen-Pony-Pimmel-Bild", dessen Rückseite im nachfolgenden Artikel zu sehen ist. Vorne Küchenbild, hinten Porno. TWOinONE. Unser Zelt war immer gut belagert. Hach, Vermarktung kann so einfach sein. 

Überleben. Der Mensch lebt nicht von Luft und Liebe allein. Ja, meine persönlichen Umsätze belaufen sich auf sage und schreibe 30,- Euro über den Verkauf von Postkarten, Drucken und Miniatur-Aquarellchen. Rechne ich die Standgebühren und Benzinluxuskosten dagegen, kann ich einen Abschreibungsverlust in Höhe von 70,- Euro beim Finanzamt meines Vertrauens geltend machen - ohne mir dabei ein Honorar für den Zeitaufwand gegeben zu haben. Das ist doch was! Gut, einige Besucher zeigten definitives Interesse an meinen Arbeiten, und es wurden Aufträge und Atelierbesuche avisiert. Über das "Messe-Nachgeschäft" werde ich dann zu gegebener Zeit berichten.

Crime ohne Rockn'Roll

Was wäre Frankfurt ohne Kriminalität? Auch in diesem Genre wurde uns etwas geboten. Meine Standnachbarin Petra Biermann sorgte mit ihrem "Michelangelo" (ein Ausschnitt aus der Sixtinischen Kapelle) für Aufregung. Ihr wurde dieses Bild in der Nacht von Samstag auf Sonntag aus dem Zelt gestohlen. Aber Security sei Dank konnte es dem Dieb an Ort und Stelle abgenommen werden.

Ein in L-Form eingeschnittenes Zeltfenster an meinem Stand zeugte von nächtlichen "Kunstinteressierten". Aber am Sonntagmorgen fehlte nix. In Greifnähe direkt dahinter stand die Kiste mit den bereits erwähnten Pornobildchen. Dass der oder die Täter nichts mitgenommen haben, sollte mir allerdings zu denken geben. 

Fazit, oder würde ich es noch einmal tun?

Kurz und knapp: Nein, hinsichtlich der Einnahmen im Hinblick auf den Zeit- und Kostenaufwand und der gebotenen Qualität ringsherum! Ja, hinsichtlich der guten Stimmung, dem vielen Spaß, den wir alle miteinander hatten!

Und last but not least geht mein Dank an die Veranstalter, Gina Höhm und das Team von "Höchst Kulturell", für die perfekte Organisation des Kunstmarktes.

3 Kommentare:

oasisUK hat gesagt…

*schmunzel*

Anonym hat gesagt…

Hi Anne,
abgesehen mal davon, dass ich Deine Arbeiten genial daneben finde, habe ich auch immer wieder qualitativ-hochwertigen Galgenhumor zwischen den Zeilen entdecken dürfen.. Dein Mutterwitz ist nach wie vor ansteckend!
Wenn Du noch das Semikolon aus dieser fetten Headline löschst *ANNE RADSTAAK'S HEIM FÜR JAMMERLAPPEN*, würde Dir Brief und Siegel geben, dass Du auf dem rechten Wege bist!

:O)
LG aus Berlin vom WolfJack

Anonym hat gesagt…

Moin WolfJack,

na, Du alter Berliner Chameur! Schön mal wieder was von Dir zu lesen. :-)

Häh? Was ist denn an dem ' jetzt so falsch? Ich bin doch nicht hoch begabt. Also klär mir mal bitte auf.

Best of,
Anne